9 Arten der Verschwendung bei Lean Office

Standard oder nicht Standard – das ist hier die Frage
5. September 2024
9 types of waste in office work
5. Oktober 2024

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Paul Akers emp­fiehlt, den Men­schen vor allem bei­zu­brin­gen, Ver­schwen­dung zu sehen. Das klingt ganz ein­fach, schließ­lich ist über die ver­schie­de­nen Arten der Ver­schwen­dung schon genug geschrie­ben wor­den. Aller­dings fast aus­schließ­lich für die Pro­duk­ti­on und alle, die sich an einem Trans­fer auf Büro­ar­beit ver­sucht haben, sind nicht über halb­wegs pas­sen­de (und eher lau­war­me) Ana­lo­gien zu den Kate­go­rien der Pro­duk­ti­on hinausgekommen.

Aller­dings gibt es im Büro ande­re Facet­ten und auch die Hot Spots sind ande­re, was im Wesent­li­chen dar­an liegt, dass die Arbeit in Büros Kopf­ar­beit ist und bis auf die am Ende vor­han­de­nen Ergeb­nis­se unsicht­bar bleibt. Ich habe bereits in dem Buch „50 Mal Ver­schwen­dung“ vie­le der vor­han­de­nen Spiel­ar­ten beschrie­ben. Um den Betrof­fe­nen den Zugang zu erleich­tern und mehr Sehen zu ermög­li­chen, wer­den sie nach­fol­gend auf eine Hand­voll Arten ver­dich­tet. Dabei folgt die Grund­struk­tur den bekann­ten Arten der Ver­schwen­dung, aller­dings unter Nen­nung der Beson­der­hei­ten und in abstei­gen­der Rei­hen­fol­ge ihrer Bedeutung.

  1. Der Exper­te Mensch:

Wenn nicht die Pro­zes­se die Exper­ten sind, son­dern die Men­schen (Zitat Paul Akers), liegt das dar­an, dass die Betei­lig­ten in fes­ten Auf­ga­ben­ge­bie­ten immer wie­der ähn­li­che Auf­ga­ben über­neh­men. Als zustän­di­ge Exper­ten brau­chen sie nicht lan­ge zu über­le­gen oder Abspra­chen zu doku­men­tie­ren und sind allein schon des­halb viel schnel­ler. Ver­meint­lich. Denn die fes­te inhalt­li­che Zuord­nung för­dert War­te­schla­gen und die ste­te Wie­der­ho­lung ver­hin­dert per­sön­li­ches eben­so wie betrieb­li­ches Wachs­tum. Sind sol­che Exper­ten ein­mal abwe­send, kommt es zu War­te­zei­ten oder Stress, einen Ver­tre­ter zu fin­den, und die weit­ge­hend per­sön­li­chen Son­der­we­ge erschwe­ren neu­en Mit­ar­bei­tern, sich die Beson­der­hei­ten die­ser Tätig­kei­ten anzueignen.

  1. Bestän­de:

Im Büro lie­gen Bestän­de in Form von Auf­ga­ben­be­stän­den vor. Sie resul­tie­ren vor allem aus schwan­ken­dem Arbeits­an­fall bei fes­ten Zustän­dig­kei­ten und weit­ge­hend fes­ten Arbeits­zei­ten. Folg­lich blei­ben In Pha­sen hoher Aus­las­tung Auf­ga­ben lie­gen, was die Bear­bei­tungs­zeit ver­län­gert und aller­lei nega­ti­ve Kon­se­quen­zen nach sich zieht. So kön­nen Details und Abspra­chen mit der Zeit ver­ges­sen wer­den, War­te­zei­ten für Kol­le­gen und Kun­den ent­ste­hen, Umplanungs- und Prio­ri­sie­rungs­auf­wand erfor­der­lich wer­den und Stö­run­gen durch Rück­fra­gen, Stress, Hek­tik oder Hin- und Her­wech­seln zwi­schen den Auf­ga­ben auftreten.

  1. Aus­nah­men:

Wenn in der Pro­duk­ti­on Aus­nah­men gemacht wer­den, fällt das sofort auf. Die Kon­struk­ti­on muss ange­passt und neue Mate­ria­li­en müs­sen beschafft wer­den. Da schau­en alle hin und manch­mal muss das sogar geneh­migt wer­den. Bei Denk­ar­beit hin­ge­gen ist es die Regel, dass Auf­trä­ge nur unter aller­lei Son­der­ab­spra­chen gewon­nen bzw. ange­nom­men wer­den. Dabei sind alle erst­ma­li­gen Lösungs­be­stand­tei­le mit zusätz­li­chem Auf­wand für die betref­fen­den Recher­chen, Ent­wick­lun­gen und Ent­schei­dun­gen ver­bun­den. Die Vari­anz nimmt zu und mit ihr sinkt die Trans­pa­renz und gehen Ska­len­ef­fek­te verloren.

  1. Feh­ler:

Feh­ler und Nach­ar­beit sind häu­fi­ger und zugleich schwie­ri­ger zu erken­nen als in der Pro­duk­ti­on. Die gän­gigs­ten For­men sind feh­len­de Zie­le oder Infor­ma­tio­nen, Miss­ver­ständ­nis­se bei der Über­ga­be und tat­säch­lich fal­sche Arbeits­er­geb­nis­se, die meist die Fol­ge von Hek­tik oder feh­len­der Sorg­falt sind. Feh­ler ver­ur­sa­chen Blind­leis­tung, Rück­fra­gen sowie schlimms­ten­falls die Wie­der­ho­lung der Leistungserbringung.

  1. Ände­run­gen:

Im Inter­net­ge­schäft ist es nahe­zu aus­ge­schlos­sen, bestimm­te Eck­da­ten nach­träg­lich zu ändern. Bestellt ist bestellt. Anders ist das bei Soft­ware, Gut­ach­ten oder ande­ren Denk­pro­duk­ten. Von Zie­len über Fea­tures bis hin zu Anlie­fer­adres­sen bleibt auch im Ver­lauf der Leis­tungs­er­brin­gung alles dis­ku­ta­bel. Auch wenn es nur klei­ne Ände­run­gen sind, ist es mit­un­ter sehr auf­wen­dig, an alle Betei­lig­ten zu den­ken und sicher­zu­stel­len, dass aus der Ände­rung kei­ne Mehr­deu­tig­kei­ten, Miss­ver­ständ­nis­se oder Feh­ler resul­tie­ren. Ändern sich unter­wegs sogar die Zie­le, muss die Arbeit mit­un­ter wie­der von vor­ne beginnen.

  1. Über­be­ar­bei­tung:

Die­se Kate­go­rie ist unheim­lich viel­fäl­tig, aber im Ver­gleich zu den genann­ten The­men eher von unter­ge­ord­ne­ter Bedeu­tung. Alles Mög­li­che kann die Bear­bei­tungs­zeit ver­län­gern. Es kann sich um unnö­ti­ge Schrit­te, ein zu kom­pli­zier­tes Vor­ge­hen, einen Ver­zicht auf Werk­zeu­ge oder die auto­ma­ti­sier­te Bear­bei­tung mit einer Soft­ware, Pla­nung statt Selbst­steue­rung, über­mä­ßi­ge Prä­zi­si­on, mut­wil­li­ge Wie­der­ho­lun­gen oder die Ver­wen­dung einer über­haupt nur ein­ge­schränkt nütz­li­che Vor­ge­hens­wei­se han­deln (z.B. ist es nicht aus­rei­chend, Infor­ma­tio­nen zu ver­sen­den und zu erwar­ten, damit sei­en die ande­ren bereits informiert).

  1. War­ten:

Natür­lich kann es zu War­te­zei­ten kom­men. Auf das Hoch­fah­ren des Com­pu­ters, die Geneh­mi­gung vom Chef oder die Zulie­fe­rung von einem Kol­le­gen. Übli­cher­wei­se sor­gen aber die vor­han­de­nen Bestän­de dafür, dass die War­te­zei­ten mit ande­ren Auf­ga­ben gefüllt wer­den kön­nen, so dass die Ver­schwen­dung auf die gegen­sei­ti­gen Unter­bre­chun­gen beschränkt bleibt.

  1. Bewe­gung und Transport:

Sie sind vom Grun­de her eben­so vor­han­den wie bei phy­si­scher Arbeit, bei­spiels­wei­se als der Weg, der zum Dru­cker zurück­ge­legt wird. Aber die Bewe­gung von Daten wird heu­te über­wie­gend Daten­lei­tun­gen über­las­sen, wes­halb die­se Ver­schwen­dungs­ar­ten prak­tisch eine immer klei­ne­re Rol­le spielen.

  1. Über­pro­duk­ti­on:

Eine los­grö­ßen­be­ding­te Vor­pro­duk­ti­on von Ergeb­nis­sen ist bei der Denk­ar­beit eher unrea­lis­tisch. Am ehes­ten könn­te die Behand­lung von The­men ohne irgend­ei­nen Bezug zum Kun­den­wert als Über­pro­duk­ti­on gewer­tet wer­den. Oder die über­vor­sich­ti­ge Been­di­gung von The­men, weil wir sie ja doch nicht brau­chen oder zu vie­le ande­re The­men am Lau­fen sind. Bei­de Phä­no­me­ne wür­den in der Pro­duk­ti­on als gänz­lich unüb­li­che Pro­duk­te oder als unvoll­ende­te Rudi­men­te optisch sofort ins Auge fal­len, wes­halb sie dort weit sel­te­ner anzu­tref­fen sind als bei der Büroarbeit.

Obwohl die Mehr­heit der Arbeit in ent­wi­ckel­ten Indus­trie­län­dern im Dienst­leis­tungs­be­reich bzw. in den Büros geleis­tet wird, beschäf­ti­gen sich die Erör­te­run­gen zum Lean Manage­ment wei­ter­hin vor­nehm­lich mit der sicht­ba­ren Indus­trie­ar­beit, bevor­zugt in ver­ket­te­ten Sys­te­men. Wer sich mit Büro­ar­beit beschäf­tigt, ist bes­ten­falls auf sich selbst gestellt. Schlimms­ten­falls kon­zen­triert er sich auf das übli­che Vor­ge­hen der Bera­ter, mit Swim-Lane-Diagrammen über­flüs­si­ge Pro­zess­schrit­te zu suchen. Das ist zwar inge­nieurs­mä­ßig greif­bar, wird aber nur den kleins­ten Teil der vor­han­de­nen Ver­schwen­dun­gen redu­zie­ren helfen.

Ein Schau­bild zur Ver­schwen­dung in Büros kann hier her­un­ter­ge­la­den werden.

 

Bild: unsplash.com / Kaffeebart

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