Viele sagen „Lean brauchen wir nicht“, „Lean steht bei uns nicht auf der Agenda“ oder „das müssen wir schieben, wir haben gerade andere Projekte.“ Da drängt sich die Frage auf, woran wir eigentlich erkennen, dass wir ein Lean-Projekt brauchen.
Dafür gibt es untrügliche Indizien: Manche haben einfach nur das Gefühl, dass ihnen das Tagesgeschäft die Möglichkeit nimmt, überhaupt mal nachzudenken. Andere sagen ganz offen, dass sie zu viele offene Baustellen haben, dass sie überhaupt keine Zeit mehr haben oder sogar nur noch das Nötigste schaffen. Wieder andere wandeln auf dem schmalen Grat zum Scheitern und wissen bereits nicht mehr weiter.
Die schönste positive Umschreibung stammt von einem geschäftsführenden Eigentümer: „Es gibt ganz wenige Glückstage im Jahr, an denen ich sage, es ist alles klar. Und das ist in der Regel der Samstag.“
Was sind denn eigentlich die Ursachen für diesen Zustand? Es ist in den allermeisten Fällen ein leichtfertiger Umgang mit den täglichen Aufgaben und eine mutwillige Verlagerung ihrer Erledigung in die Zukunft.
Beispiele gefällig? Nicht wenige halten eine hohe Auslastung der Mitarbeiter an sich schon für ein Zeichen des Wohlstandes und der Beschäftigungssicherheit. Selbst wenn dann alles länger liegen bleibt als nötig. Die Mitarbeiter sind sehr spezialisiert, und wenn sie nicht da sind oder überlastet, schauen die anderen weg und der Chef muss selber ran. Neue Mitarbeiter werden nur minimal angelernt. Sie bleiben unsicher, stören und versichern sich alle Nase lang mit Rückfragen der Richtigkeit ihres nächsten Schrittes.
Als wäre das noch nicht schlimm genug, wird gezögert und gezaudert und Entscheidungen werden aufgeschoben. Im Ergebnis sammeln sich immer mehr Aufgaben an, so dass die Fokussierung und richtige Priorisierung unmöglich werden. In all dem Durcheinander ist natürlich auch keine Zeit mehr vorhanden, sich um die Motivation der Mitarbeiter zu kümmern. Damit bleibt dann der Chef der Einzige, der bereit ist, hinzugehen, wo es wehtut. Während alle anderen abends schon auf dem Sofa liegen, plant er die nächsten Aufträge und Schritte vor und versucht sich an die verdrängten Aufgaben des Tages zu erinnern.
Die gute Nachricht: das muss nicht so bleiben. Mit wenigen Änderungen können die täglichen Entscheidungen wieder so getroffen werden, dass die Transparenz über Aufgaben und Fortschritt deutlich zunimmt und die objektiv wichtigsten Aufgaben im Fluss bleiben und zügig erledigt werden.
Genau dafür dient ein Lean Projekt. In diesem analysieren wir die Situation, dann erleben alle die die Unterschiede beider Arbeitsweisen. Die entstehende Begeisterung nutzen wir, um direkt die richtigen Veränderungen einzuleiten und die Voraussetzungen zu schaffen, sie langfristig beizubehalten. Bereits nach wenigen Tagen gehört die Angst, zu scheitern, der Vergangenheit an. Die Glückstage kehren zurück und die Abende gehören wieder der Familie.
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