Neulich waren wir im Central Park, im Zoo. Ihr wisst schon, Madagascar, der Film mit Marty, Melman und ihren Freunden. Dort lebt in einem engen Gehege ein Schneeleopard, der läuft immer im Kreis. Ich rief ihm zu „wie geht es Dir?“ Ohne aufzuschauen, erwiderte er: „Gut, denn ich bin beschäftigt!“ Das stimmte wohl. Und weil er immer denselben Weg wählte, hatte sich bereits eine tiefe Rinne gebildet, mit deren Hilfe er jeden weiteren Schritt sicher setzen konnte. „Was für ein glückliches Leben“, dachte ich bei mir.
„How are you?”
„Busy!”
„Is that good or bad?”
„Good, because we have work to do.“
Inscription on the grave of the unknown European employee
Frisöre, Einzelhandel, Straßenmeisterei. Egal wo, es sind nur noch die Hälfte aller Stellen besetzt. Jetzt, wo die jungen Leute lieber „Fachkraft für Arbeitsplatzsicherheit“ beim Finanzamt oder beim örtlichen Bürgerbüro lernen. Deshalb sind wir anderen sehr beschäftigt. Manchmal wird es auch zu viel, aber dann bleibt die Arbeit halt liegen. Das lässt sich nicht ändern.
„Da vorne kommt ein Schnellboot, die MS Digitalisierung, die bringt neuen Wettbewerb.“ „Ja, das ist interessant, dazu habe ich schon einmal einen Podcast gehört. Aber nicht jetzt, ich bin wirklich sehr beschäftigt.“
„Was Du da machst, ist das eigentlich produktiv?“ „Was meinst Du?“ „Na, für welchen Kunden ist das denn?“ Erstaunter Blick, „das weiß ich nicht, oh, das tut mir leid, ich muss jetzt los, es ist Feierabend.“ Ich rufe ihr hinterher: „bist Du denn glücklich?“ Sie dreht sich um und sagt: „ich denke schon, denn ich habe ja was zu tun.“
Das ist logisch. Wenigstens geht es ihr nicht schlechter als dem Schneeleoparden in New York.
Und wie geht es ihrer Firma?
Epilog
„If we don’t change, we don’t grow. If we don’t grow, we aren’t really living.”
Gail Sheehy