Scheinkomfort, wertloses Spielgeld des Vertriebs

Todesursache Varianz
4. Januar 2025

Bei einem Lean Office Trai­ning in die­ser Woche haben wir natür­lich auch über Stan­dar­di­sie­rung, Auto­ma­ti­sie­rung und KI gespro­chen. Dar­auf sag­te einer der Teil­neh­mer aus dem Vertrieb:

„Bei uns funk­tio­niert die­ses Unper­sön­li­che nicht. Unse­re Kun­den suchen ja den per­sön­li­chen Kon­takt. Denen kann man nicht all die­se moder­nen Sachen überstülpen.“

Da wir das so oft hören, als han­del­te es sich um Arti­kel 1 des Vertriebs-Grundgesetzes, haben wir einen offe­nen Brief an den unbe­kann­ten Ver­trieb­ler verfasst.

 

Lie­ber Vertrieb,

Ihr seid für uns unver­zicht­bar und beherrscht die „Che­mie“, die Kunst sub­til und ver­bor­gen sta­bi­le Ver­bin­dun­gen zwi­schen den Ele­men­ten zu schaf­fen. Wir, die wir nur den Geset­zen der Phy­sik gehor­chen, bewun­dern und ver­eh­ren Euch dafür.

ABER. Ver­gesst bit­te nicht, wir sind KUNDEN. Pri­vat genau­so wie im Namen unse­rer Arbeit­ge­ber. Und wir sagen Euch, wenn wir etwas kau­fen, wol­len wir nur ein Pro­blem lösen. Und das soll schnell gehen, risi­ko­los und ein­fach sein. Und zwar dann, wenn wir das wol­len. Idea­ler­wei­se ist das Ange­bot selbst­er­klä­rend, der Bestell­vor­gang kom­for­ta­bel und die Lie­fe­rung kommt zuver­läs­sig wie ver­spro­chen. Ach ja, und das alles bit­te zum nied­rigs­ten Preis.

Das ist alles.

Wenn wir wie­der­kom­men, um erneut bei Euch zu kau­fen, war es beim letz­ten Mal ok und wir wol­len uns unnö­ti­gen Such­auf­wand erspa­ren. Einen rich­ti­gen per­sön­li­chen Kon­takt brau­chen wir nur dann,

  • wenn wir nichts zu tun haben und in Euch einen pri­va­ten Freund sehen,
  • wenn wir nicht wis­sen, wie wir unser Pro­blem lösen sollen,
  • wenn wir nicht exakt das fin­den, was wir suchen,
  • wenn wir ein Ange­bot nicht ver­ste­hen oder
  • wenn wir etwas ande­res wol­len, als Ihr uns ange­bo­ten habt.

 

Solan­ge also Eure Aus­la­ge bzw. Ange­bot auf­find­bar, freund­lich, über­schau­bar und selbst­er­klä­rend ist, brau­chen und suchen wir kei­nen per­sön­li­chen Kon­takt! Wenn wir nicht zufäl­lig auch pri­va­te Freun­de sind, kommt Ihr nur dann ins Spiel, weil es irgend­ei­nen Man­gel Eurer Fir­ma zu behe­ben gilt. Weil irgend­was nicht so funk­tio­niert, wie es soll. Und was Ihr uns bie­tet, ist des­halb meist nur Scheinkomfort:

Wenn Ihr unbe­dingt ein per­sön­li­ches Gespräch benö­tigt, bevor Ihr ein Ange­bot erstel­len könnt. Wenn Ihr Nach­läs­se gebt, die in Eurem Bestell­tool gar nicht vor­ge­se­hen sind. Wenn Ihr Pro­duk­te anbie­tet, die Eure Fir­ma gar nicht führt. Wenn Ihr uns durch den Pro­dukt­dschun­gel Eurer Fir­ma lot­sen müsst. Wenn Ihr uns Eure unüber­sicht­lich gestal­te­ten Ange­bo­te erklärt. Oder wenn Ihr dafür sorgt, dass wir gegen­über einem ande­ren Kun­den bevor­zugt werden.

Und wann geht Ihr uns sogar rich­tig auf die Ner­ven? Wenn wir alles drei­mal bespre­chen müs­sen, weil Ihr zu viel Zeit habt, „noch was zu klä­ren ist“ oder Ihr ver­ges­sen habt, unse­re Abspra­chen wei­ter­zu­ge­ben. Wenn Ihr im Urlaub seid und Euch erst in zwei Wochen zurück­mel­det. Und uns in der Zwi­schen­zeit kei­ner Eurer Kol­le­gen hel­fen mag.

Lie­ber Ver­trieb, was in den 90er Jah­ren Euer Tages­in­halt war, ist heut­zu­ta­ge nur noch Schein­kom­fort, der von jedem guten online-Shop in den Schat­ten gestellt wird. Und das ganz ohne Öff­nungs­zei­ten, Wochen­en­de oder Ver­gess­lich­keit. Schein­kom­fort, der nur noch so viel wert ist wie ein Büdel Monopoly-Scheine an der Supermarktkasse.

Was wir heu­te wol­len, ist ech­te Bera­tung, zeigt uns ein­fach das pas­sen­de Pro­dukt, das, was wir nicht gese­hen haben, gebt uns Tipps, denen wir ger­ne ver­trau­en wol­len, und bewegt uns dazu, bei Euch zu kau­fen, weil es Dank der gan­zen moder­nen Sachen nir­gend­wo kom­for­ta­bler, fle­xi­bler und ver­läss­li­cher geht.

Wir freu­en uns darauf!

 

Bild: unsplash.com / Debby Hudson

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