Ganz eindrücklich war für mich in diesem Jahr das Bild, dass zwischen 1900 und 1970 so viel Neues in die Welt gekommen ist, wie später zwischen 1970 und 2000, 2000 und 2010 sowie 2010 und 2014. Schreiben wir das fort, müssen wir davon ausgehen, dass in einem beliebigen Monat in 2019 mehr Neues in die Welt kommen wird, als im ganzen Leben unserer Großeltern. Crazy. Damit können wir sicher sein, dass bestimmt auch etwas für uns dabei sein wird. Schönen Dank, liebes Leben, dass Du so brav an uns denkst. Im Traum stelle ich mir vor, wie die Innovationsuhr (Pendant zur Schuldenuhr) immer schneller hochzählt, bis sie irgendwann explodiert und es heißt Game Over. Oder, passender zu dieser Jahreszeit Year Over.
Und während wir früher wochenlang dasselbe Thema durchgekaut haben, rauschen heute die Neuigkeiten nur noch so an uns vorbei. Dschumm. Hast Du gehört, dass die Chinesen eine Porzellanmanufaktur im Kongo gekauft haben? Dschumm. Im Süden Nicaraguas sind 80% aller Schmetterlingsarten verschwunden. Unglaublich. Und in Bolivien war es in diesem Jahr genauso trocken wie in Lüneburg. Was für ein Zufall. Hinzu kommt, dass 99% der für unser Leben belanglosen Themen mit solcher Inbrunst und Lautstärke in die Welt posaunt werden, dass wir uns schon die Ohren zuhalten oder das Smartphone abschalten müssen, um nicht am Ende den Verstand oder zumindest den Kontakt zueinander, zur Realität oder sogar zu uns selbst zu verlieren.
Im Ergebnis allen Geplappers bemerken wir mit derselben Wahrscheinlichkeit die für uns relevanten Nachrichten, wie wir eine Stecknadel in der Sahara finden würden. Und obendrein sind wir inzwischen nicht nur zerstreut oder unaufmerksam, sondern geradezu ablenkungssüchtig. Moment mal, ich schaue gerade mal in der Tagesstatistik, ob Kuh Lisa auf dem Hof von Bauer Michaelis in Blaubeuren einen neuen Milchrekord aufgestellt hat. Oh nein, am Ende haben 1,7 ml gefehlt. Menno.
Wer in diesem Umfeld zunehmender Geschwindigkeit zu überleben versucht, indem er sich totstellt, kann sicher sein, dass er es auch bald sein wird. Denn wir dürfen davon ausgehen, dass das, was unser Geschäft für immer verändern wird, bereits in der Welt ist. Es dauert jetzt nur noch einen Moment, bis es der Erste geschickt miteinander kombiniert. Deshalb müssen wir die verbleibende Zeit nutzen, uns in den Sturm stellen, die für unser Geschäft wichtigen Signale herausfiltern und mit ihnen experimentieren. Das kostet Geld. Mindestens aber die Arbeitszeit derjenigen, die sich damit beschäftigen. Vorausgesetzt wir haben überhaupt noch Mitarbeiter, die für irgendetwas Zeit haben. Und es bedarf Mut, auch mal Wege zu gehen, die es noch gar nicht gibt und für die es erst recht keinen Benchmark gibt. Wo wir vielmehr ganz auf uns allein gestellt sind.
Wer alternativ seine Sicherheit darüber zurückzugewinnen versucht, dass er täglich mehrere Stunden auf Sachverhalte verwendet, die greifbar sind und mit denen er vielleicht 100 bis 150 Euro sparen kann, investiert seine Energie mit 100%iger Wahrscheinlichkeit an der falschen Stelle. Denn Geiz schießt keine Tore. Sondern raubt uns nur den Fokus auf die wichtigen Dinge, nämlich wie wir unser Geschäft ausbauen oder weiterentwickeln könnten und welcher der 1.000.000.000 möglichen Wege der richtige ist. Damit wir am Ende der nächsten Spielrunde im großen Spiel des (Geschäfts-)Lebens nicht als Letzter unseres Marktes sang und klanglos ausscheiden.
Überleben können wir in diesem Klima nur, wenn wir die Finger vom Tagesgeschäft lassen. Was uns nur gelingt, wenn alles in unserer Firma top organisiert ist. Und alle Mitarbeiter mit anfassen. Denn unser aufgeregtes Leben ist anspruchsvoll und anstrengend und verlang viel Disziplin, insbesondere für die kleineren Firmen. Das haben viele noch nicht realisiert, die sich selbst und ihrem Team jahrzehntelang als ihr eigenes bestes Mädchen für alles gedient haben. Aus diesem Grund hat es sich im zweiten Halbjahr 2018 zu unserer Hauptaufgabe entwickelt, unseren Kunden zu helfen, ihre Teams auf die Zukunft vorzubereiten und sich und ihnen Raum für Veränderung zu schaffen. Und genau aus diesem Grund haben wir jetzt auch Lope in die Welt gebracht. Die erste Aufgabenerledigung, die nicht nur Aufgaben kopieren, ergänzen und abhaken kann, sondern die die umfassende Steuerung unseres Alltages erlaubt.
Im Wissen um die Anforderungen unserer Zeit wünschen wir allen Partnern, Kunden und Freunden von ganzem Herzen geruhsame Weihnachten. Schalten Sie einfach mal alles aus (stören Sie sich nicht an dem, was in diesen zwei Wochen Neues in die Welt kommt, sie werden schon früh genug damit konfrontiert werden) und achten Sie darauf, bei Ihrer Rückkehr die richtige Raketenstufe auszuwählen, um mit hinreichender Initialgeschwindigkeit in das Jahr 2019 zu starten. Alles Gute und viel Erfolg!
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