In dieser Woche erschien in der lokalen Nordwest-Zeitung ein Artikel zur Frage Digitalisierung – wie geht das eigentlich? Ein interessanter Impuls, denn vielen von uns ist das Thema zu vielfältig, für andere bleibt es ein Schlagwort. Dabei ist die Frage ganz einfach zu beantworten. Dafür verschaffen wir uns am besten einen Überblick über die Themenfelder, auf denen sich die Veränderungen unserer Zeit abspielen. Und wofür wir die Digitalisierung nutzen können:
Zunächst schauen wir uns an, was wir anbieten, unsere Produkte und Leistungen. Technologische Fortschritte erleichtern die Standardisierung und Automatisierung immer gleicher Produkt- oder Leistungskomponenten. Wer immer das auf der Welt tut, wird unsere Preise unterbieten können. Das legt für uns eine Fokussierung auf Extrabratwürste, nicht automatisierbare Bestandteile und das nah, was wir besonders gut können. Und sei es nur, dass wir schneller oder flexibler sind.
Die heutigen Möglichkeiten erlauben, Leistungen miteinander zu kombinieren, die bisher nicht kombiniert erhältlich waren. Dafür sind unsere guten Ideen gefragt und wir fangen besser an, mit komplementären oder benachbarten Leistungsanbietern zu kooperieren. Dank technischer Hilfsmittel und standardisierter Lösungen war das ebenfalls noch nie so einfach wie heute. Und wenn wir schon dabei sind, überlegen wir uns ganz nebenbei, wie wir die Daten unserer Kunden sammeln und mit marktgängigen Instrumenten auswerten können, was wir aus ihnen lernen und wem wir sie vielleicht sogar verkaufen können.
Und damit noch nicht genug: Wie und wo biete ich meine Produkte eigentlich zukünftig an? In Läden, Katalogen oder besser nur oder auch online? Über welche Anbieter oder Plattformen? Vielleicht gar Amazon? Und warum biete ich das, was nur ich kann, nicht gleich weltweit an? Das ist heute genauso einfach, wie andere in unser Geschäft einfallen. So dauert die Anlage einer beliebig fremd-sprachigen Version unserer Homepage bei modernen Anbietern nur 10 Sekunden. Und ist obendrein kostenfrei.
Wenn wir uns mit all dem schwertun, fangen wir am besten damit an, uns Zeit zu nehmen, alle Facetten unseres Marktes zu beobachten. Und damit sind nicht nur die Zeitungsanzeigen unseres Rivalen im Nachbardorf gemeint. Idealerweise beginnen wir mit unseren Kunden zu sprechen, so intensiv wie möglich. Mit ihren Ansprüchen, ihrem Gemoser und ihren brutalen Bewertungen sind sie die Hebammen unserer Zukunft.
Und als wäre das noch nicht genug, geht das weiter, wie wir unsere Leistungen erbringen: Viele Handgriffe, Leistungen und Auskünfte, die wir bisher machen oder geben, lassen sich mit technischen Hilfsmitteln standardisieren oder heute bereits automatisieren. Hierfür müssen wir immerzu immer mehr Standard(-Bausteine) schaffen, die passenden technischen Hilfsmittel suchen und ausprobieren. Bis hin zum Telefon-Bot. Und da stellt sich unser ehemals nigelnagelneues ERP-System oftmals als nicht weitgehend genug heraus, andererseits nutzen wir vieles von dem, was es kann, nicht mehr, weil wir Nebentätigkeiten und Standardprozesse bereits an Dienstleister übergeben haben.
Zukünftig führen unsere Mitarbeiter zunehmend keine Standardaufgaben mehr aus, sondern gestalten das Neue. Und weil sich damit die Dinge und Aufgaben in unserer Firma permanent und ständig ändern, müssen wir viel mehr miteinander reden und kann kein Chef allein es mehr schaffen, alle Arbeiten im Blick zu behalten und so zu steuern, dass der Laden läuft und die Kunden zügig bedient werden. Und feste Zuständigkeiten und Prozesse funktionieren auch nicht mehr. Da brauchen wir dann eine flexible Ordnung oder agile Lösungen oder New Work, wie auch immer wir das nennen wollen. Und am besten sind alle daran beteiligt.
In jedem Fall investieren wir am besten erst einmal in Leute, die Zeit dafür haben, sich gezielt mit dem Neuen zu beschäftigen. Neue Apps, Lösungen und Dienstleister zu suchen und unsere Wertschöpfung sowie unsere Zusammenarbeit täglich zu hinterfragen und zu optimieren. Und wir verändern besser unsere eigene Einstellung, denn das Risiko wird nie mehr wieder geringer und das Geschäft nie wieder ruhiger und stetiger werden als heute. Wie soll das auch gehen, wenn sich der Fortschritt exponentiell beschleunigt und die Transparenz immer weiter steigt? Und damit ist auch klar, die ständige Weiterentwicklung erfordert Geld und Mut. Wir werden lernen, dass wir für unsere gedeihliche Weiterentwicklung und das Abpuffern der Risiken unseren Renditeanspruch in nicht staatlich geschützten Geschäften auf 10 Prozent anheben müssen.
In der Summe ermöglicht die Digitalisierung (zusammen mit ihrer Schwester, der Globalisierung) die weitestgehende Standardisierung und Automatisierung, dort, wo wir uns das bisher nicht vorstellen konnten. Verbunden mit grenzenlosen Alternativen und totaler Transparenz. Und damit kann sich jeder, der diese Möglichkeiten nutzt, gigantische Vorteile verschaffen. Unsererseit können wir warten, bis die beiden uns dahingerafft haben oder sie selber für uns nutzen. Schritt für Schritt. Und wir können uns sicher sein, wann immer wir an einem dieser Themen arbeiten und neue technische Lösungen in unser Geschäft einbauen oder lernen, sie für uns zu nutzen, sind wir schon mitten drin in der Digitalisierung.
Bild: unsplash.com, Mohdammed Ali