Software hat sich im letzten Jahrzehnt zum mächtigsten Produktivitätstreiber entwickelt. Die Vielfalt der Aufgaben, für die es heute Programme oder Apps gibt, ist inzwischen fast unüberschaubar. Je mehr möglich wird, desto mehr wächst bei Firmen der Wunsch, neuartige oder einfach nur spezielle Funktionen für sich zu nutzen. Und im Interesse von Mitarbeitern und Kunden auch von den neuesten Entwicklungen in Sachen Komfort zu profitieren.
Dieser Trend steht im Widerstreit zu der langjährigen Überzeugung, bei Software auf einen möglichst hohen Integrationsgrad zu achten und System-Schnittstellen zu vermeiden. Jahrzehntelang war der oberste Grundsatz vieler IT-Verantwortlicher, bloß keinen „Software-Zoo“ zu schaffen.
Ist diese Angst bei der aktuellen Entwicklung überhaupt noch zeitgemäß? Wir haben mit André und Winfried von 2orgU aus Oldenburg über diese Frage gesprochen. Sie haben in den letzten zwei Jahren eine konkrete Lösung für ein solches Problem geschaffen.
Womit beschäftigt Ihr Euch denn genau?
Wir haben ein konfigurierbares Karriereportal für große Firmen entwickelt, die mit SAP arbeiten und das SAP-HR-Modul Success Factors nutzen.
Wodurch ist bei Euren Kunden der Bedarf entstanden?
Dadurch, dass das Karriereportal für viele Firmen inzwischen eines der wichtigsten Werkzeuge ihrer Außendarstellung geworden ist. Im SAP Standard sind die optischen Möglichkeiten zur Differenzierung recht eng definiert. Abgesehen von Farbe und Logo wirkt der Aufbau ähnlich. Und er ist nicht in dem Sinne komfortabel, wie es Nutzer von Software in den 20er Jahren erwarten. Multi-Select Auswahl-Boxen, Registrierung alleine mit der Email-Adresse usw. usw.
Was macht Eure Software genau?
Wenn Bewerber auf die Karriereseite unserer Kunden gehen, interagieren sie mit unserer Software, die wir in der Cloud betreiben. Aus Datenschutzgründen speichern wir allerdings keine Daten, sondern reichen diese direkt ans SAP weiter und vice versa.
Und wie kommunizieren die Systeme miteinander?
Das ist heute recht einfach. Es gibt inzwischen ein paar Grundtechnologien, auf die sich die Software-Welt geeinigt hat. Am besten funktioniert das, wenn beide Programme über sogenannte REST-basierte Schnittstellen verfügen. Dann können die gängigen Web-Technologien zur Kommunikation genutzt werden, selbst wenn die Programme in unterschiedlichen Programmiersprachen geschrieben wurden.
Wenn eine Firma ganz grundsätzlich zwei Software-Programme miteinander arbeiten lassen will, worauf muss sie dann achten?
Sie muss zunächst prüfen, ob die entsprechenden Schnittstellen vorhanden sind. Programme, die in den letzten 5-7 Jahren entstanden sind, verfügen regelmäßig über Schnittstellen, die über REST angesprochen werden können. Und bei ERP-Systemen wie SAP ist das inzwischen für fast alle Datenbereiche Standard.
Dann braucht sie auf Seiten beider Programme einen Programmierer, der sich mit dem Aufbau der Daten auskennt. Auf Seiten von SAP ist das in der Regel der Dienstleister, der bei der SAP-Einführung das Customizing gemacht hat.
Und sie sucht sich den Programmierer, der den Datenaustausch programmiert.
Wieviel Aufwand ist das?
Wenn nur eine überschaubare Zahl an Feldern übertragen werden muss, ist das überhaupt kein Aufwand mehr, das ist in wenigen Programmierertagen geleistet. Am meisten Aufwand entsteht bei der Vorklärung der Sicherheits- und Authentizifierungsfragen zwischen den Systemen.
Die Vorteile dieses Vorgehens habt ihr ja vorhin schon beschrieben, individuelles und hochwertiges Corporate Layout, viel Nutzer-Komfort, was gibt es noch für Gründe, zusätzliche Systeme einzusetzen?
Es ist auch möglich, mit Daten zu arbeiten, die im SAP überhaupt nicht vorhanden oder vorgesehen sind.
Und welche Nachteile bestehen?
Zum einen gibt eine doppelte Datenhaltung. Was nicht weiter schlimm ist, außer dass eine Synchronisierungslogik festgelegt werden muss, sobald Daten in beiden Systemen aktiv verändert werden können. Und die Komplexität steigt natürlich ein Stück weit, sei es bei der Fehlersuche, sei es bei der Vorklärung, falls neue Felder dazukommen.
Was würdet Ihr den Firmen raten?
Das ist eine einfache Abwägung zwischen dem Nutzen und dem inzwischen recht überschaubaren Aufwand.
Zum Abschluss noch eine Frage: Welche Karriereseiten würdet Ihr empfehlen, sollten sich interessierte Unternehmen mal anschauen?
Wir finden die von dm und Pro7Sat.1 sehr gut gelungen… 😉
Bild: unsplash.com; Markus Spiske