In den ersten Wochen der Krise stand das Überleben im Mittelpunkt. Distanz schaffen, für Beschäftigung, Kurzarbeit und Liquidität sorgen. Mit beginnender Normalisierung wird es Zeit, den Turbo wieder anzuwerfen.
Wenn wir noch marktbedingte Freiräume haben, können wir Personal abbauen. Oder aber die Freiräume nutzen, um weitere Freiräume zu schaffen. Dadurch, dass wir neue Wege gehen. Denn jede Firma verfügt über mehr als 50% Produktivitätsreserven, die sich ganz einfach mobilisieren lassen.
Indem wir ebenso kompromisslos ausmisten, wie die Krise mit uns umgesprungen ist: Wir tun nur noch das, was unsere Kunden wirklich bezahlen, und unterlassen alles, was keine Werte schafft: Die allermeisten Meetings, Ausnahmen, Wiederholungen, gedankenlosen Rückfragen, Prüfungen, Präsentationen und Genehmigungen. Stattdessen achten wir darauf, präzise zu kommunizieren, alle zu informieren und keine Aufgaben liegenzulassen. Ganz radikal und radikal einfach zugleich.
„Halt“, hören wir uns innerlich protestieren. Das können wir nicht machen, das sind doch unsere besten üblen Freunde. Gut, dann können wir auch behutsamer vorgehen. Z.B. beim flussaufwerts Praxistag lernen, wodurch wir Produktivität verlieren und worauf wir achten müssen, um persönlich wieder mehr zu schaffen. Wenden wir das an, gewinnen wir sofort Zeit, Schwung und eine Begeisterung, die auch unsere Kollegen inspiriert.
Im Anschluss finden wir mit etwa zehn Interviews unsere gemeinsamen Zeitfresser heraus. Meist kleinere Gewohnheiten oder Unterlassungen, die uns gar nicht so bewusst gewesen waren. Kennen wir sie, haben wir einen klaren Blick und können die Produktivität verdoppeln, indem wir uns gezielt um unsere (Kunden-)Aufgaben organisieren. Und indem wir Routinen schaffen, mit denen wir alle auf demselben Informationsstand bleiben.
Im Ergebnis gewinnen wir jede Menge Freiräume für neue Ideen, für Digitalisierung und für unsere Kunden, bestehende wie neue. Und jeder im Team hat ausreichend Zeit, Neues zu probieren, Lösungen zu finden und zu verkaufen, mindestens aber von unserer Firma zu schwärmen.
Wie wir es angehen, ist letztlich egal. Klar ist nur: Auf unserem Weg brauchen wir starke Rezepte für die gigantische Aufgabe, die vor uns liegt. Guten Appetit.
Dieser Artikel ist erschienen als Kolumne in der Weser Wirtschaft, Ausgabe Mai
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